Die Residenz Karlsruhe: Wie die „Fächerstadt“ zur Hauptstadt des Großherzogtums wurde

Die Residenz Karlsruhe: Wie die „Fächerstadt“ zur Hauptstadt des Großherzogtums wurde

Vom Hardtwald zur Planstadt

Karlsruhe entstand 1715 als barocke Planstadt rund um ein neues Schloss des Markgrafen Karl Wilhelm von Baden-Durlach. Der Grundriss war außergewöhnlich: Vom Schlossturm strahlen 32 Alleen wie Sonnenstrahlen in den Wald – daher der bis heute gebräuchliche Beiname „Fächerstadt“. :contentReference[oaicite:0]{index=0}

Bereits 1718 verlegte Karl Wilhelm seine Residenz aus dem beengten Durlach ins neue Schloss. Damit wurde Karlsruhe zur politischen Mitte der (noch kleinen) Markgrafschaft Baden-Durlach. :contentReference[oaicite:1]{index=1}

Die Gründungslegende erzählt, der Markgraf sei bei der Jagd eingeschlafen und habe im Traum die Stadt gesehen, die er dann an diesem Ort bauen ließ. :contentReference[oaicite:2]{index=2}

Aufstieg im Zeichen Napoleons: Hauptstadt des Großherzogtums

Die napoleonische Neuordnung des deutschen Südwestens brachte den entscheidenden Sprung: 1806 trat Baden dem Rheinbund bei und wurde zum Großherzogtum erhoben. Karlsruhe, bereits Residenz, wurde nun Hauptstadt des vergrößerten und politisch aufgewerteten Staates. :contentReference[oaicite:3]{index=3}

Klassizistische Prägung und frühe Parlamente

In den Jahrzehnten nach 1800 gab der Architekt und Stadtplaner Friedrich Weinbrenner der neuen Hauptstadt ein klares klassizistisches Gesicht – mit Plätzen, Behördenbauten und Kirchen, die bis heute den Stadtkern prägen. :contentReference[oaicite:4]{index=4}

Ein Meilenstein der badischen Verfassungsgeschichte war das Ständehaus (1822): der erste zu diesem Zweck errichtete Parlamentsneubau in Deutschland. Hier tagte die Badische Ständeversammlung bis 1918, später der Landtag der Republik Baden. :contentReference[oaicite:5]{index=5}

Reformdruck und Revolution

Wie andernorts wuchs auch in Baden im 19. Jahrhundert der Ruf nach Freiheit und Mitbestimmung. Während der Revolution 1848/49 war die Bewegung im Großherzogtum besonders stark; zeitweise floh Großherzog Leopold, und revolutionäre Gremien übernahmen die Regierungsgeschäfte – Ereignisse, die Karlsruhe als Hauptstadt unmittelbar erlebte. :contentReference[oaicite:6]{index=6}

Vom Ende des Großherzogtums zur neuen Rolle

Mit der Novemberrevolution 1918 endete das Großherzogtum Baden. Karlsruhe verlor zwar die monarchische Funktion, blieb aber ein Verwaltungs- und Gerichtsstandort von überregionaler Bedeutung, an dessen Fächergrundriss sich bis heute die Stadtstruktur ablesen lässt. :contentReference[oaicite:7]{index=7}

Zeitleiste: Schlüsseljahre

  • 1715 – Grundsteinlegung des Schlosses; Beginn der Planstadt im Hardtwald. :contentReference[oaicite:8]{index=8}
  • 1718 – Verlegung der Residenz von Durlach nach Karlsruhe. :contentReference[oaicite:9]{index=9}
  • 1806 – Baden wird Großherzogtum (Rheinbund); Karlsruhe wird Hauptstadt des vergrößerten Staates. :contentReference[oaicite:10]{index=10}
  • 1822 – Eröffnung des Ständehauses, erster Parlamentsneubau Deutschlands. :contentReference[oaicite:11]{index=11}
  • 1848/49 – Revolution: starke Bewegung in Baden, Hauptstadt Karlsruhe im Zentrum der Ereignisse. :contentReference[oaicite:12]{index=12}
  • 1918 – Ende des Großherzogtums; Übergang zur Republik Baden. :contentReference[oaicite:13]{index=13}

Warum der „Fächer“ bis heute wirkt

Der strahlenförmige Plan war nicht nur Symbol absolutistischer Ordnung, sondern auch ein praktisches Steuerungsinstrument für Sichtachsen, Erschließung und Expansion. Viele der historischen Fächerstrahlen – von der Grabener Allee bis zur Friedrichstaler Allee – lassen sich in der Landschaft über Kilometer verfolgen. :contentReference[oaicite:14]{index=14}